Am Tropf

Ein Tag im Krankenhaus

Routine in weiß, Kittel. Guten morgen. Jede Menge Personal. Jeder weiß was er tut, ein paar Handgriffe. Alles in Ordnung? Bis später, Klingeln Sie, wenn Sie was brauchen – na klar. Wieder warten.

Die Zeit tropft, tropft, tropft dahin. PIEP – tropf, tropf, tropf. Immer weiter, Brummen, Klappern, Schritte. Gehen vorbei an meiner Tür.

Zwischendurch: Untersuchung, Highlight des Tages – vielleicht? Zurück im Zimmer, ich schließe sie wieder an, ja? Ok – tropf, tropf, tropf.

Ablenkung hats ja genug, Technik, schöne digitale Welt. Aber trotzdem ist da das Warten und tropf, tropf, tropf, vergeht die Zeit immer weiter. Zu langsam. Das Programm langweilig, das Buch naja. Der Datenstrom macht auch nur tropf, tropf, tropf. Ein Anruf: Ach erzähl! Tropf, tropf, tropf. Mittagessen.

Es hat nicht wirklich geschmeckt, aber müde und satt ist auch ein Ergebnis und wieder ist die Zeit ein bisschen vergangen und der Tag ein bisschen älter geworden und immer noch tropf, tropf, tropf. Ein bisschen schlafen vielleicht?

Etwas tun vielleicht? Oder ruhen vielleicht? Gehen geht nicht, definitiv und warten muss man, auf jeden Fall. Ich weiß schon, sagt der Tropf: tropf, tropf, tropf. 63ml die Stunde, er weiß es genau. Zwischendurch PIEP.

Wieder warten, manchmal lauschen. Oder horchen, in Gedanken, etwas treiben lassen. Nicht motivierend, sagt der Tropf, aber er macht weiter: tropf, tropf, tropf.

Das wirkliche Highlight: Familie und Kuscheln, ohne Tropf, tropf, tropf, der muss warten. Darf später weiter machen.

Später wieder allein, das Abendbrot vorbei, das Fernsehprogramm schlecht, die Internetverbindung auch. Immer noch tropft der Tropf: ein bisschen Geduld noch, murmelt er vor sich hin. Tropf, tropf.

Dunkel ist es auch schon: Schönen Abend, ich bin die Nachschwester, sie wissen ja. Ich weiß. Ausgetropft für heute, aber das macht es nicht besser, denn die Nach ist alleine zu lang. Auch wenn alle zwei Stunden einer die Tür öffnet.

Wo sind die Kinderköpfe auf meinem Kissen. Die kleinen Hände, die an meiner Decke ziehen? Ist einsam ohne die Stimmchen, die nach noch einer gute Nachgeschichte verlangen. Aber schlafen ist ok, denn es bringt mich – tropf, tropf, tropf – ein Stückchen nach Hause.