Ein ganz normaler Morgen mit Kleinkind

Das irgendwas an dem gesellschaftlichen Bild, das man als kinderlose Person gemeinhin vom Familienleben hat, nicht ganz stimmt, wurde mir letztens wieder klar, als ich gemeinsam mit der Käsereibe unter der Dusche stand.

Diese befand sich dort, weil ich nicht mehr wie zu nicht-Mutter-Zeiten erstmal unter die Dusche wanken kann nach dem Aufwachen, sondern zuerst ein Kleinkind wickele. Das dann ziemlich sofort Hunger hat, weshalb wir vor dem Duschen auch noch einen Abstecher in die Küche machen. Meist um mit einer halben Banane die Zeit bis zum Frühstück zu überbrücken. Schon mal in der Küche angekommen, mag ich diese aber nicht ohne den ersten Tee am Morgen wieder verlassen. Also Teekochen. Derweil kramt besagtes Kleinkind in den Schränken. Und findet zum Beispiel eine Käsereibe.

“Ich gehe jetzt duschen, kommst du mit?” – Das ist eigentlich eine rhetorische Frage, solange niemand anderes zum Spielen da ist, wird sie definitv mitkommen.

“Ich möchte, dass du die Käsereibe zurück in den Schrank tust.”

Also wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, warum ich das gesagt habe. Ich weiß ja, dass sie das spannende Spielzeug zumindest in einen anderen Raum mitnehmen wird, damit ich es später wegräumen kann. Und sooo wichtig ist es mir auch nicht, um wegen solcher Lappalien Missstimmung oder gar Tränen heraufzubeschwören. Und genügend Tee hab ich auch noch nicht intus. Und meine Dusche….

Ich schlurfe Richtung Dusche, Kleinkind wackelt fröhlich hinterher, mit Käsereibe. Spätestens wenn ich unter der Dusche stehe ist diese aber langweilig und sie will sie nicht mehr haben. Zu meinem Erstaunen haben wir ein ordentliches Kleinkind, sie will dauernd alle Türen, Schubladen und Schränke schließen, räumt viele Dinge in den Müll oder in irgendwelche Kisten. Sie lässt also die Käsereibe nicht einfach liegen. In den kleinen Badmülleimer passt sie nicht und auch sonst ist keine passende Kiste in Sicht. Also gibt sie sie mir. Oder besser hält sie mir hin, ich will aber nur duschen.

Da ich nicht gleich zugreife, weil ich für einen Moment meine Augen geschlossen habe, schmeißt sie mir die Käsereibe vor die Füße. Ich gucke kurz, mache die Augen wieder zu – noch nicht wach genug.

Leider wird es jetzt kritisch, in Ermangelung von Spielzeug, schnappt sie sich nun meine Hausschuhe. Das bedeuted ich muss spätestens dann auch aufhören zu duschen, wenn diese langweilig werden. Also…. Jetzt.

Schnell ein Handtuch auf den Kopf, in ein Zweites wickeln – “Mama!”, sie streckt ihre Ärmchen aus, will auf meine (noch nassen) Arme und zeigt auf den Badezimmerschrank. Nicht weil sie ihn öffnen möchte. Nein. Sie will, dass ich meine Creme heraushole und sie den Schrank wieder schließen lasse.

Gemeinsam verlassen wir das Bad, Klamotten für Mama suchen. Das ist bisweilen recht anstrengend, wenn ich die Schubladen noch nicht mal richtig geöffnet habe, bevor sie wieder enthusiastisch geschlossen werden. RUMMS – fast wären meine Finger dazwischen gewesen. Das Kleinkind klemmt sich fast nie die Finger ein.

Ich ziehe mich an, schlürfe Tee, jemand zerrt an meinem Arm. Zeigt auf den Tee, dann auf sich. Sie will meinen Tee. Immer will sie MEINEN TEE.

Ich teile. Es gibt Leute die behaupten, man müsste Kindern das Teilen beibringen. Totaler Quark. Eltern müssen teilen lernen. Das Kleinkind gibt immer bereitwillig ab. Nur ich rücke meine Teetasse und meine Schokolade nicht so gerne heraus.

Langsam bin ich wach – und hungrig. Käsereibe, Teetasse und Kleinkind einsammeln und auf geht es zum Frühstück.

Guten Morgen!