Im Land der Leinen-Kinder

Das hier wird kein lustiger Text, weil das Thema leider nicht lustig ist. Genau genommen finde ich es sogar ziemlich bedrückend. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das ein englisches Phänomen ist. Manche Dinge sieht man ja erst, wenn man in ähnlicher Situation ist, sowie man Eltern mit Kindern anders betrachtet oder überhaupt erst wirklich beachtet, wenn man selbst Kinder hat. In Deutschland sind sie mir jedenfalls nie wirklich aufgefallen, die Leinenkinder, so es sie denn gibt. Hier sind sie allgegenwärtig.

Wobei – allgegenwärtig sind vorallem die Buggys, aber läuft dann doch einmal ein Kleinkind auf seinen zwei Beinchen durch die Welt, dann trägt es meistens einen Leinenrucksack. Was ich jetzt auch nicht unbedingt verwerflich finde, auch wenn ich es anders mache. Aber im Straßenverkehr in einer Stadt wie Stafford wo Autofahrer alles und Fußgänger nichts sind, kann man das zum Teil schon nachvollziehen. Aber was eigentlich ein Hilfsmittel zum Schutz der Kinder sein sollte, wird vielfach aus Bequemlichkeit an Orten verwendet, wo es meiner Ansicht nach nichts zu suchen hat.*

Beispiele gefällig?

Fußgängerzone in der Innnenstadt: Das Kind wird wiederholt am Versuch den Tauben hinterher zu laufen gehindert, die Mutter bleibt einfach beharrlich auf der Stelle stehen, die Leine fest in der Hand.

Am Strand: Ein kleines Mädchen läuft augenscheinlich brav neben seinen Großeltern her. Nicht, dass sie eine Wahl hätte. Der frustierte Gesuchtsausdruck zeigt, dass sie das weiß.

Am Spielplatz: Die Mutter will nach Hause und schnallt dem kleinen Jungen den Rucksack um, er will noch schaukeln sie nach Hause, als er weint und sich wehrt, zieht sie ihn an der Leine mit sich. Sie schimpft er weint. Ziemlich entwürdigende Situation, aber hey, sie hat ihm ja zweimal gesagt, dass sie jetzt gehen will.

Ich hätte noch mehr, aber es ist zu deprimierend. Ich jedenfalls wäre dafür, dass jeder der sein Kind an eine Leine nimmt, sich vorher auch mal einen Tag probeweise an einer Leine herumführen lässt und dann immer noch meint, dass das auch wirklich “gar nicht schlimm” ist und die Kinder “gar nicht merken”, dass sie sich nicht frei bewegen können…

 

* Den Hinweis zur Verwendung auf der Herstellerseite haben sie jedenfalls schon mal nicht gelesen.