Essen will gelernt sein

Wer selbst ein Kind hat oder sich zumindest schon mal ein wenig mit Kindern/Babys beschäftigt hat, weiß möglicherweise, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt das Kind an „richtige“ Mahlzeiten heranzuführen. Allgemein bekannt ist die Breikost-Variante. Ein Weg den wir mit Sarah nicht gehen. Nicht dass ich ein Problem mit dem Breikochen hätte, aber ich bin schon früh auf ein Konzept das im englisch-sprachigen Raum unter „Baby-led-weaning“ bekannt ist (im deutschsprachigen Raum auch häufig „Breifrei“ oder „Familientisch“ genannt) aufmerksam geworden und es hat uns zumindest in der Theorie überzeugt. Inzwischen sind wir in der Praxis angelangt und sind nach wie vor begeistert.

Sarah übrigens ebenfalls. Ob Brokkoli, Karotte, Erdbeere, Polentasticks, Kartoffelstifte oder Nudeln – alles wird verkostet, abgelutscht, zum Teil abgebissen und gekaut und sogar schon geschluckt. Zu den Mittagsmahlzeiten gibt es jetzt also immer einen kleinen Teller mit Essen für Sarah, die zurzeit noch auf unserem Schoß sitzt. Der eigene Stuhl wartet aber schon. Sie braucht zum ‚essen‘ auch deutlich länger als wir. Wenn genügend Kostproben bereitstehen, kann sie sich Problemlos eine halbe bis dreiviertel Stunde ausgiebig damit befassen. Polenta und Brokkoli mit genug Stiel zum Anfassen gefallen ihr zurzeit am besten.

Heute Mittag waren wir dann zum Essen im Restaurant eingeladen und hatten eigentlich nichts für sie vorgesehen. Aber die freundliche Bedienung hat uns angeboten ein wenig Gemüse garen zu lassen. Auf meinem Schoß saß sie dann begeistert vor einer ziemlich vollen Schüssel Gemüse und wir hatten die Aufmerksamkeit aller im Restaurant einschließlich der Servicekräfte, die noch nie ein Baby gesehen hatten, dass „so gerne Gemüse isst“.

Für den Nachmittagssnack habe ich gestern zum ersten Mal Dinkelstangen gebacken. Sie sind für meinen Geschmack ein wenig hart geworden, aber daran stört sich unser Versuchskaninchen nicht, im Gegenteil, dadurch konnte sie eine Ewigkeit daran lutschen und nagen.

Nicht verheimlich sollte ich wohl, dass damit natürlich immer ein ziemliches Schlachtfeld einhergeht. Aber dafür kann man jeden Tag zuschauen, wie sie geschickter wird sich Dinge in den Mund zu schieben und wie viel Spaß sie am Probieren und erforschen hat. Wir sind jedenfalls gespannt, wie es weitergeht und werden von den Fortschritten berichten …