Käferangst

Wir hatten neulich eine Begegnung mit einem kleinen Marienkäfer, die folgendermaßen verlief:

Das kleine Käferchen krabbelte über unsere Terasse in der Sonne, als Sarah und ich gerade im Garten waren.

“Guck mal, Sarah, was da krabbelt. Ein kleiner Marienkäfer!” sage ich und hocke mich neben den Käfer. Sarah kommt zwei Schritte näher, sieht den Käfer. Verharrt kurz, schmeiß sich dann in meine Arme, das Gesicht halb in meiner Jacke versteckt.

Ich versuche es noch einmal: “Sieh mal, wie hübsch der ist, mit seinen schwarzen Punkten.” Sarah wirft einen vorsichtigen Blick Richtung Käfer, während sie sich an mir festklammert, die Unterlippe zittert.

Dann wechselt der Käfer seine Richtung. Er kommt auf und zu. ER KOMMT AUF UNS ZU!! Sarah schluchzt auf, versucht zurückzuweichen, während sie sich an mir festhält, was schwierig ist.

Er kommt NOCH näher. Sie begint zu weinen, lauter jetzt. Versucht auf meinem Arm zu klettern. Wegen eines Käfers! Eines klitzekleinen völlig harmlosen Marienkäfers, der – nun ja – immer noch auf uns zu kommt.

Da ich mich noch nicht zum Zurückweichen entschließen kann, windet sie sich wieder aus meinem Arm und ergreift die Flucht. Sie zieht dabei an meinem Ärmel, während sie rückwärts geht – niemanden zurücklassen und bloß nicht den Feind aus den Augen verliehren.

In dem Moment beschließt auch der Käfer, dass es Zeit für einen Ortswechsel ist und fliegt davon.

Ich tröste ein laut schluchzendes Kind, dass – nachdem wieder berühigt – erstmal vorsichtig die ‘betroffene’ Steinplatte einkreist, nur sicherheitshalber, falls doch noch irgendwo ein Käfer ist.

Und dann wäre da noch die Sache mit dem Kindergeld…

Bevor man umzieht, und das gilt natürlich insbesondere für einen Umzug ins Ausland, gibt es immer jede Menge Regularien, die man bedenken muss. Dinge die man vorher erledigen muss, Dinge die man sofort oder möglichst bald am neuen Wohnort erledigen muss.

Die meisten Sachen haben wir ziemlich zügig abarbeiten können. Manches war einfacher als gedacht (z. B. die Sache mit dem englischen Bankkonto), anderes komplizierter (das Ummelden der Festland-Autos), nichts unmöglich. Einziger noch offener Punkt, nach immerhin 11 Monaten: Das Kindergeld. Continue reading

Wortwörtlich: Babywearing

SAM_0580Dies wird glaube ich eine Serie, weil mir immer mal wieder Begriffe, Wörter oder Redewendungen im Englischen begegnen, die ich erwähnenswert finde.

Ein Wort das mich schon eine Weile begleitet ist das “Babywearing”. Im Deutschen gibt es dafür eigentlich keine Ein-Wort-Übersetzung, was fast ein wenig überraschend ist, sind es doch normalerweise deutsche Worte, die sich nur mit Hilfe halber Sätze in andere Sprachen übersetzen lassen.

Babywearing: das Tragen eines Babys oder Kleinkindes mit Hilfe eines Tuches/Slings oder einer Tragehilfe. Continue reading

Im Land der Leinen-Kinder

Das hier wird kein lustiger Text, weil das Thema leider nicht lustig ist. Genau genommen finde ich es sogar ziemlich bedrückend. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das ein englisches Phänomen ist. Manche Dinge sieht man ja erst, wenn man in ähnlicher Situation ist, sowie man Eltern mit Kindern anders betrachtet oder überhaupt erst wirklich beachtet, wenn man selbst Kinder hat. In Deutschland sind sie mir jedenfalls nie wirklich aufgefallen, die Leinenkinder, so es sie denn gibt. Hier sind sie allgegenwärtig. Continue reading

Ein ganz normaler Morgen mit Kleinkind

Das irgendwas an dem gesellschaftlichen Bild, das man als kinderlose Person gemeinhin vom Familienleben hat, nicht ganz stimmt, wurde mir letztens wieder klar, als ich gemeinsam mit der Käsereibe unter der Dusche stand.

Diese befand sich dort, weil ich nicht mehr wie zu nicht-Mutter-Zeiten erstmal unter die Dusche wanken kann nach dem Aufwachen, sondern zuerst ein Kleinkind wickele. Das dann ziemlich sofort Hunger hat, weshalb wir vor dem Duschen auch noch einen Abstecher in die Küche machen. Meist um mit einer halben Banane die Zeit bis zum Frühstück zu überbrücken. Schon mal in der Küche angekommen, mag ich diese aber nicht ohne den ersten Tee am Morgen wieder verlassen. Also Teekochen. Derweil kramt besagtes Kleinkind in den Schränken. Und findet zum Beispiel eine Käsereibe.

“Ich gehe jetzt duschen, kommst du mit?” – Das ist eigentlich eine rhetorische Frage, solange niemand anderes zum Spielen da ist, wird sie definitv mitkommen. Continue reading

Keeeekse!

Babyzeichensprache ist wirklich was tolles. Obwohl Sarah noch nicht besonders viel spricht, kann sie sich per Zeichen schon recht gut verständlich machen. Vorallem wenn sie Hunger hat. Was in den letzten Tagen ziemlich oft der Fall ist. Doch obwohl ich auch Zeichen für Brot, Nudeln, Apfel und ähnliches verwende, scheinen für Sarah nur zwei wirklich relavant zu sein: Banane und Kekse.

Unsere Sing-and-Sign Lehrerin sagte am Anfang mal: “Die Kinder sind dann nicht mehr frustiert, weil die Eltern nicht verstehen, was sie wollen. Das ist doch super!” Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: “Allerdings sind sie eventuell frustriert, weil die Eltern den Keks nicht herausrücken wollen, obwohl sie es verstehen.” – Kann ich bestätigen.

Als ich mich mit einer der anderen Mutter im Kurs neulich darüber unterhielt, dass ich mich zwar über die vermehrte Kommunikation freue, aber das Keks-Zeichen gerade überproportional häufig verwendet wird, zuckte diese nur mit den Schultern, weil sie mein Problem nicht verstand: “Es gibt doch so viele gesunde Babykekse!” – Das kann ich leider nicht bestätigen.

 

Beobachtungsposten

Kinder und Tiere – Kein Hund, keine Taube oder Kartze, kein Eichhörnchen, entgeht Sarahs Blick, wenn sie unseren Garten beobachtet. Aufgeregt ruft sie dann mich oder ihren Papa, “Da, da!” und macht bisweilen dass entsprechende Zeichen. Weil sie soviel Spaß da_MG_1114ran hat, haben wir nun auch ein wenig Vogelfutter im Garten bereitgestellt, weshalb es jetzt noch mehr Tiere zu sehen gibt. Seht selbst:

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Partytime

Gestern war Sonntag und ich habe tatsächlich mal wieder vorm Kleiderschrank gestanden und eine Weile überlegt, was ich denn so anziehen könnte. Nicht weil ich ein praktisches Kleidungsstück gesucht hätte, das womöglich zum ausgewählten Tragetuch passt – NEIN, wir waren auf eine Party eingeladen! Eine Geburtstagsparty! Yeah!

Ehemann im Hintergrund: “Der Junge wird ein Jahr, da brauchst du dich nicht so aufhübschen!” Continue reading

Tea

Egal ob bei einer Spielgruppe, beim Babyyoga oder zu Besuch bei Freunden, wenn man gefraqgt wird, was man trinken möchte und man antwortet mit Tee, dann hat man nicht die Wahl zwischen Pfefferminz oder Rotbusch sondern zwischen mit/ohne Milch und mit/ohne Zucker. Weil Tee hier schwarz ist, immer.

Das habe ich schon vor vielen Monaten gelernt, was ich allerdings erst jetzt so richtig verstehe: es ist außerdem relevant, wie man den Tee (mit Milch – ohne ist selten) zubereitet. Nämlich ob die Milch schon beim Aufgießen also vor dem heißen Wasser in der Tasse ist oder erst nachträglich hinzugefügt wird. Vertreter der “erst-Milch-Variante” sagen, dass der Tee dann nicht vom zu heißen Wasser verbrannt wir und weicher ist und außerdem die MIlch nicht denaturiert. Die Gegener dieser Methode (Erst-Tee-dann-Milch-Menschen) wiederum sind der Ansicht, dass denaturiert nicht schlechter schmeckt und außerdem kann es passieren, dass die Milch das Wasser zu sehr abkühlt und der Tee damit nicht richtig aufgebrüht wird.

Ich bin noch nicht sicher, ich habe jahrelang gedacht, es gäbe nur den zweiten Weg, weshalb ich jetzt erst mit Versuchen zur ersten Methode beginne, also bei Gelegeheit dazu mehr!

Für Interessierte ein passender Artikel aus dem Gardien dazu hier.

Weihnachten in England

Da wir über Weihnachten in England geblieben sind, haben wir dieses Jahr einen eigenen kleinen Weihnachtsbaum gehabt. Einen echten wohlgemerkt. Mit Wurzel und allem, er wächst jetzt im Garten weiter. Viele Engländer scheinen aber künstliche Bäume zu bevorzugen, jedenfalls die mit denen ich so gesprochen habe. Laut einem Radiomoderator hat einer der großen DIY-Märkte sogar eine Lösung für Paare, die sich nicht entscheiden können zwischen künstlich oder echt. Der künstliche Baum mit Steckplätzen für echte Tannenzweige. So weit so verrückt.

Andere Weihnachtstraditionen hier haben uns ganz gut gefallen. Zum Beispiel die Bescherung am 25.12. morgens (Weihnachtsmorgen), es muss keinen ganzen Tag gewartet werden, womöglich bis nach dem Kaffeetrinken oder sogar Abendessen. Und auch wenn Sarah nocht nicht in dem Alter ist, was ist toll daran Geschenke auszupacken und dann muss man bald ins Bett? Richtig – nichts.

Geschenkeauspacken mit der Familie über Skype ist allerdings anstrengend, auch wenn man wegen zu viel Stimmengewirr und schlechtem Bild die kleinen und großen Dramen verpasst. Wo wir gerade bei Dramen sind – Ich entschuldige mich schon mal bei allen Familienmitgliedern, die sich jetzt verletzt fühlen könnten – no offence - aber wir hatten noch nie so ein entspanntes Weihnachtsfest. So viel Ruhe und Zeit für einander. Keine Dramen, kein Streit, kein Stress… Mein Ehemann und Haustischler hat schon gesagt, das machen wir nächstes Jahr wieder so, man kommt sogar endlich mal zu Bastel-/Bauprojekten (Gästebett ist fertig, Leute! Und Sarah hat fleißig mitgeholfen). Herrlich!

Kulinarisch überrascht hat uns eine Adventsspezialität mit dem Namen ‘Mince Pie’. Ich hatte das schon zu Beginn der Adventszeit überall gelesen und wir hatten ja schon festgestellt, dass Pies sehr lecker sein können. Allerdings heißt Mince oder Mincemeat auf deutsch Hackfleisch. Die Tatsache dass mir dann jemand tatsächlich erzählt hat, dass dort Mincemeat drin ist, hat mich dann davon überzeugt, dass es sich um etwas herzhaftes handeln muss. Wir sind jetzt zwar keine Vegetarier mehr, essen aber wenig Fleisch, also war das Interesse nicht so groß. Nur die Tatsache, dass die Engländer da Puderzucker draufstreuen… Aber hier wird ja auch Lamm mit Pfefferminzsoße gegessen, also habe ich das mal nicht in Frage gestellt. Erst wenige Tage vor Weihnachten haben wir dann mal Mince Pies probiert und festgestellt, die sind ja süß! Die Füllung wird nur so genannt, weil sie ein wenig wie gebratenes Hackfleisch aussieht – also angeblich – für mich sieht sie nach Rosinen und anderen getrockneten Früchten aus. Tja, nächstes Jahr fangen wir schon zu Beginn der Adventszeit an die leckeren kleinen Pies zu essen, warm und mit Brandybutter zum Beispiel!

Christmas Pudding dagegen hat uns noch nicht überzeugt, obwohl wir hier den Fehler gemacht haben ihn kalt zu probieren, statt warm und dann mit Brandy übergossen und angezündet. Also vielleicht im nächsten bzw. diesem Jahr.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch ein frohes gesundes Jahr 2016!